21.06.2022
Mit der Rohkost-Ernährung assoziieren vielen Menschen eine besonders gesunde Ernährung. Denn die Rohkost-Ernährung verzichtet weitgehend auf erhitzte pflanzliche oder tierische Lebensmittel. Obst, Gemüse, Pilze, Sprossen, Nüsse, Salat und Samen, die nicht erhitzt werden, enthalten damit ihren ursprünglichen Gehalt an Nährstoffen. Sie sind vor allem reich an Vitaminen und sekundären Pflanzenstoffen, da diese erst ab etwa 40 Grad Celsius zerstört werden bzw. ihre Struktur verändern und dann nicht mehr mit ihrer vollen Vielfalt dem Körper zur Verfügung stehen.
Es ist auch eine Tatsache, dass alle Garverfahren, ob nun Kochen, Dünsten, Braten oder Grillen, teilweise den empfindlichen Vitaminen und sekundären Pflanzenstoffen schaden. So hat man unter anderem nachgewiesen, dass durch Hitze die Hälfte der in den Lebensmitteln enthaltenen Vitamine, insbesondere Vitamin C, B1, B2 und B6, verloren gehen. Also was liegt näher, als sich den Rohköstlern anzuschließen?
Die Wirklichkeit gestaltet sich dann doch meist etwas anders, als man es gedanklich durchgespielt hat. Oftmals stößt man nach einiger Zeit, in der man sich vorwiegend von rohen Äpfeln, Karotten, Kohlrabi und Co. ernährt hat, an seine Grenzen. Der Appetit nach herzhaftem Essen lässt sich nicht einfach per Knopfdruck abschalten und so mancher kämpft auch mit einem ständigen Hungergefühl, was die Laune und das Wohlbefinden auch nicht unbedingt verbessert. Daneben können auch Verdauungs- und Darmbeschwerden auftreten und diese sind oftmals der Grund, warum das Projekt „Rohköstler“ ganz schnell dann wieder aufgegeben wird. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass landläufig die Meinung vorherrscht, dass eine Rohkost-Ernährung mit einer veganen Kost gleichzusetzen ist. Dies ist jedoch ein Trugschluss: Bei einer Rohkost-Ernährung können sowohl pflanzliche als auch tierische Lebensmittel verzehrt werden, die nicht mehr als 40 Grad erwärmt wurden. Das heißt, es können Rohmilchkäse, fermentierter Fisch, Carpaccio, Tatar oder Sushi ebenso auf dem Speiseplan stehen.
Mit Rohkost gegen Krankheiten?
Der gesundheitliche Vorteil der Rohkost ist umstritten. Anhänger behaupten, dass viele Zivilisationskrankheiten durch gekochte oder extrem verarbeitete Lebensmittel entstehen. Mit Rohkost könne man Probleme loswerden, wie Übergewicht, Diabetes, Allergien, Gicht und Magen-Darm-Probleme. Rohköstler haben angeblich eine reinere Haut, sind vitaler und nicht so anfällig gegenüber Erkältungskrankheiten und Grippe. Rohköstler lehnen Konserven, Nudeln und Müsli aus der Packung ab, verbannen Tee, Kaffee, Zucker, Schokolade und Milchprodukte komplett vom Speiseplan. Der Speiseplan sieht vorwiegend regionale Früchte, Gemüse, Nüsse, Salate und Wildkräuter vor.
Trotzdem raten viele Ernährungsexperten von einer langfristigen Ernährung nur durch Rohkost ab, weil diese auf Dauer zu einseitig ist. Manche Menschen bekommen auch Darmprobleme, denn so manches Obst und Gemüse ist roh schwer verdaulich und es kann zu Gärungsprozessen und Blähungen kommen.
Tatsächlich können empfindliche Personen von solchen Unzulänglichkeiten betroffen sein, vor allem auch dann, wenn im Vorfeld schon immer wenig Rohkost und ballaststoffarme Lebensmittel verzehrt wurden.
Rohkost-Ernährung und die Wissenschaft
In einer großangelegten Studie der Universität Gießen, die von 1996 bis 1998 durchgeführt wurde, wurden 200 Teilnehmer, die die Rohkost-Ernährung praktizierten, ein Jahr lang von Ernährungsexperten und Medizinern begleitet, um herauszufinden, wie sich die Rohkost-Ernährung auf die Gesundheit auswirkt. Die Teilnehmer waren allesamt Nichtraucher, sportlich und gesundheitlich ohne jegliche Einschränkung.
Die Auswertung des Vitamin- und Mineralstoffstatus überraschte: Obwohl ausschließlich Gemüse, Obst, Nüsse und Salat verzehrt wurden und die Nahrung reichlich Mineralstoffe und Vitamine enthielt, konnte dies nicht im Blutbild nachgewiesen werden. Eine mögliche Ursache hierfür könnte sein, dass die Studienteilnehmer zu wenig Fett aufgenommen haben. Denn fettlösliche Vitamine wie Vitamin A, Vitamin E und Beta-Carotin können ohne Fett nur unzureichend aufgenommen werden. Zudem waren die Probanden nach einem Jahr unterversorgt an Vitamin D, Zink, Eisen, Calcium, Vitamin B12 und Jod.
Auch die Versorgung an Proteinen war unzureichend, da einige proteinreiche Lebensmittel, wie z.B. die Gruppe der Hülsenfrüchte (Linsen, Bohnen, Kichererbsen, Sojabohnen uvm.) sowie viele Pilzsorten, für den rohen Verzehr nicht geeignet sind und daher gemieden wurden.
Rohkost-Ernährung – auf welche Lebensmittel verzichten?
Hülsenfrüchte enthalten im rohen Zustand einen hohen Anteil an Lektinen, die giftig sind und entzündliche Darmerkrankungen mit verursachen können. Durch Einweichen und Kochen werden die Lektine weitgehend zerstört und Hülsenfrüchte können ohne Bedenken verzehrt werden, aber entsprechen dann nicht mehr den Vorgaben der Rohkost-Ernährung.
Phytinsäure, die in Getreide enthalten ist, blockiert die Aufnahme einiger Mineralstoffe. Daher ist Getreide am besten verträglich, wenn es gekocht oder gebacken wird, d.h. höhere Temperaturen zerstören die Phytinsäure.
Allerdings kann fermentiertes Getreide, d.h. geschrotetes Getreide, über Nacht in Wasser eingeweicht, auch einen großen Teil der Phytinsäure aufspalten und wirkungslos werden lassen. Nachteil: Überschüssiges Wasser wird abgegossen und damit auch ein beachtlicher Anteil an gelösten Mineralien weggeschüttet.
Des Weiteren können einige sekundäre Pflanzenstoffe im Rohzustand gar nicht ihr ganzes gesundheitliches Potenzial entfalten. So werden die Inhaltsstoffe Lykopin und Lutein, die z.B. für die rote Farbe der Tomate verantwortlich sind, erst durch das Garen überhaupt verfügbar. Lykopin und Lutein zählen zu hochwirksamen Antioxidantien, die die Abwehrkraft des Körpers stärken können.
Ähnliches gilt auch für die Carotinoide, die man u.a. in Karotten und Paprika finden kann. Wenn z.B. Karotten gekocht werden und diese in Verbindung mit Fett aufgenommen werden, dann werden ca. 40% des Beta-Carotins verwertet – im Rohzustand werden dagegen nur ca. 3 % vom Körper aufgenommen.
Kartoffeln gehören auch zu den pflanzlichen Lebensmitteln, die, roh gegessen, nicht verträglich sind. Das liegt vor allem an der Kartoffelstärke. Diese kann von unserem Darm nur schwer bzw. nicht verdaut werden. Außerdem enthalten Kartoffeln auch Solanin, das im ungekochten Zustand leicht giftig ist und zu Bauchschmerzen, Blähungen und weiteren Darmbeschwerden führen kann.
Wie steht Metabolic Balance zur Rohkost-Ernährung?
Der Anteil an Rohkost in der Ernährung sollte insgesamt gesteigert werden, unter Berücksichtigung der positiven Effekte auf den Organismus und der Tatsache, dass, laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), der durchschnittliche Ballaststoffgehalt in der Ernährung zu gering ist. Vor allem Gemüse, Salat, Nüsse, Pilze, Kräuter und Obst enthalten viele Vitamine, Mineralien und Ballaststoffe, welche die Verdauung anregen und für ein gesundes Milieu der Darmflora sorgen. Außerdem beugen die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe, wie Flavonoide und Antioxidantien, Krebs und Herzinfarkt vor. Dennoch ist von einer reinen Rohkost-Ernährung abzuraten.
Deshalb ist die Ernährungsweise nach Metabolic Balance mit einem hohen Anteil an frischer Kost ausgelegt, die für unseren Stoffwechsel optimal verträglich, lecker und gesund ist.
Metabolic Balance legt den Fokus auf naturbelassene Lebensmittel, d.h. die Lebensmittel sollten so viel, wie es nötig ist, gegart, erhitzt oder bearbeitet werden, aber trotzdem so wenig wie möglich, damit der Körper mit allen Vitalstoffen ausreichend versorgt wird und gleichzeitig vor den natürlichen Gift- und Schadstoffen der pflanzlichen und tierischen Lebensmittel verschont wird.
Gleichzeitig sollte man beim Einkauf unbedingt darauf achten, dass Obst und Gemüse nicht zu sehr von Nitraten und Pestiziden belastet ist und daher auf biologisch angebaute Produkte zurückgreifen.